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Gedenkort „Arbeitserziehungslager Nordmark“

Im Juni 1944 baute die Geheime Staatspolizei auf Initiative des Gestapoleiters Fritz Schmidt am Kieler Stadtrand das „Arbeitserziehungslager Nordmark“ auf. Auf dem feuchten Gelände am Ufer des Russees errichteten Häftlinge mehr als 20 Baracken. Das Arbeitserziehungslager (AEL) sollte das Polizeigefängnis und die Polizeibaracke „Drachensee“ entlasten, die aufgrund der massiven NS-Repressionen vollkommen überbelegt waren. Das AEL diente vor allem der Disziplinierung von ausländischen Arbeitskräften, die zwangsweise in der Landwirtschaft und der Rüstungsindustrie arbeiteten. Sie konnten bei geringstem Fehlverhalten am Arbeitsplatz ins AEL eingewiesen werden. Die Lagerinsassen kamen aus zahlreichen Nationen, den größten Anteil machten Sowjetbürger und Polen aus. Etwa ein Viertel waren Frauen. Das AEL war als Terrorinstrument insbesondere gegen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gedacht, aber auch Einheimische wurden eingewiesen.

Der Lageralltag unterschied sich in nichts von einem Konzentrationslager, nur war die Einweisung ins AEL befristet. Die Häftlinge hatten täglich zehn Stunden härteste Arbeiten zu leisten, vor allem Aufräumarbeiten im Kieler Stadtgebiet. Unzulängliche Versorgung, miserable hygienische Bedingungen und unzureichende Krankenversorgung führten dazu, dass viele Häftlinge nicht überlebten. Misshandlungen und willkürliche Erschießungen waren an der Tagesordnung. Die Lage verschärfte sich im April 1945, als Häftlinge aus anderen Lagern ins AEL verlegt wurden, so etwa knapp 200 Häftlinge des KZ-Außenlagers Fuhlsbüttel. Noch kurz vor Einmarsch der Briten am 4. Mai 1945 ermordeten die Wachmannschaften rund 300 Häftlinge. Insgesamt waren etwa 5.000 Menschen im Lager inhaftiert, mindestens 578 überlebten die Lagerhaft nicht.

1947 wurden Mitglieder der Wachmannschaften von einem britischen Militärgericht verurteilt. Der stellvertretende Lagerleiter Otto Baumann wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet, ebenso der Lagerleiter Johannes Post, dieser aber wegen der Ermordung von vier alliierten Piloten 1944.

Erinnerung und Aufarbeitung nach 1945 sind ausschließlich privatem Engagement zu verdanken. 1971 wurde auf Initiative des Russeer Pastors ein Findling zum Gedenken errichtet. Nach öffentlichem Druck ließ die Stadt 1985 eine kleine Tafel aufstellen. Der heutige Gedenkort entstand 2003 aus Mitteln der EU und der Stadt. Die inhaltliche Gestaltung lag beim Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS), der sich schon seit Anfang der 1980er-Jahre für einen Gedenkort eingesetzt hatte. Träger des Gedenkorts ist die Landeshauptstadt Kiel, verantwortlich für die Weiterentwicklung ist das Stadtarchiv Kiel. Der AKENS berät den Träger und bietet Führungen an.

Bildung

Bildungsangebote

Der Gedenkort AEL Nordmark ist frei zugänglich. Im Zentrum steht eine Gedenkstele, die sich aus zwei Elementen zusammensetzt: aus dem Grundstein eines von polnischen Zwangsarbeitern 1946 gesetzten Erinnerungssteins und aus einer Stele, auf der dreizehn Namen von Ermordeten aus unterschiedlichen Nationen stellvertretend für die Opfer des AEL Nordmark verzeichnet sind. In direkter Nähe finden sich Fundamentreste des Gästehauses der SS, die der AKENS 1989 in Eigenregie freigelegt hat. Weitere bauliche Reste des AEL Nordmark sind nicht erhalten.

Ausstellung

Auf dem Gelände des Gedenkortes führen drei Informationstafeln mit Text und Bild in die Geschichte des Ortes ein.

Führungen

Der AKENS bietet – nach Anmeldung über das Stadtarchiv – kostenlose Führungen über den Gedenkort und das ehemalige Lagergelände an. 

Barrierefreie Angebote

Der Gedenkort ist ebenerdig, aber nicht barrierefrei zugänglich.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die Landeshauptstadt Kiel und der AKENS erinnern zweimal jährlich in Gedenkveranstaltungen an die Opfer des AEL Nordmark, am Tag der Befreiung des AEL Nordmark (4. Mai) und am Volkstrauertag.

Informationsmaterialien zur Vorbereitung eines Besuchs

Ausführliche Informationen finden Sie online unter www.akens.org/ael-nordmark.html und www.kiel.de/gedenkorte.

Dokumentationsmaterial und Bücher zum AEL Nordmark können im Lesesaal des Stadtarchivs Kiel eingesehen werden.

Zudem liegt eine Informationsbroschüre vor: Gedenkort „Arbeitserziehungslager Nordmark“. Materialien, Fotos und Dokumente zu einer Haftstätte der schleswig-holsteinischen Gestapo in Kiel 1944–1945, überarb. u. erw. Neuauflage, hrsg. vom AKENS, Kiel 2011. Die Broschüre kann im Stadtarchiv eingesehen oder beim AKENS bestellt werden (5 EUR inkl. Porto, bestellung@akens.org).


Praktische Informationen
Praktische Informationen

Gedenkort "Arbeitserziehungslager Nordmark"
Gegenüber Ecke Rendsburger Landstraße/Achterwehrer Straße
24113 Kiel

Kontakt:

Landeshauptstadt Kiel, Stadtarchiv
Fleethörn 9
24103 Kiel

0431/901-3422
stadtarchiv@kiel.de
www.kiel.de
www.akens.org

Öffnungszeiten

Der Gedenkort ist jederzeit frei zugänglich.

Anfahrt per PKW oder Fahrrad

Parkplätze sind ausreichend an der Rendsburger Landstraße vorhanden. Der Gedenkort ist von der Rendsburger Landstraße aus in 150 Meter auf dem Russee-Wanderweg zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar.

Anfahrt per ÖPNV

Vom Kieler Hauptbahnhof aus mit der Buslinie 62 in 15 Min. bis zur Haltestelle Strucksdiek. Von dort zu Fuß zum Gedenkort.

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