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Informations- und Dokumentationszentrum Marineartilleriearsenal

Am Ende des Zweiten Weltkrieges waren fast 2.000 Menschen im Artilleriezeugamt Fahrenkrug-Wahlstedt tätig, das die Marine hier seit 1937 eingerichtet hatte. Darunter befanden sich über 650 Zwangsarbeiter/innen aus der Ukraine, Polen, Lettland, Litauen, Italien, Frankreich, Niederlande sowie sowjetische Kriegsgefangene, die rund um die Uhr in vier Schichten Munition für die Kriegsmarine produzierten. Das Arsenal war eine der größten Munitionsanstalten der Marine und umfasste mehr als 330 Gebäude auf über 300 Hektar: Produktions-, Büro- und Wirtschaftsgebäude, Werkstätten, Lagerhallen sowie Baracken für die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter in einem dichten Nadelwald des Segeberger Forsts bei dem Dorf Wahlstedt, das damals circa 750 Einwohner/innen hatte. 

Das Artilleriearsenal fertigte Küsten- und Schiffsartilleriemunition, versorgte die Marine mit Munitionsnachschub, setzte Geschütze der Küstenartillerie instand, rüstete diese um und lagerte die gefertigte Munition.

Am 3. Mai 1945 besetzten britische Soldaten den Rüstungsort. Nach Kriegsende wurden im Zuge der Entmilitarisierung über 47.000 Tonnen Munition vernichtet oder beseitigt: etwa die Hälfte durch Versenkung in der Ostsee vor Kiel, ein kleinerer Teil über Jahre hinweg durch Sprengung und mehrere tausend Tonnen gingen nach England und in andere Länder. Auch 201 Bunker-Munitionshäuser wurden gesprengt. Im November 1948 hieß es in einem Zeitungsbericht, das ehemalige Marinearsenal habe „sich in ein friedliches Miniatur-Industriegebiet verwandelt“.

Über das Gelände des früheren Arsenals, des heutigen Industriegebietes Wahlstedts, führt ein etwa drei Kilometer langer Geschichtspfad Marineartilleriearsenal, der an zwölf Stationen über die Infrastruktur der Munitionsproduktion und die Produktions-, Lagerungs- und Verwaltungsgebäude des Arsenals und deren Nachnutzungen nach 1945 informiert. Im „Wasserwerk“, einem früheren Bunker des Arsenals, ist seit 2014 das Informations- und Dokumentationszentrum Marineartilleriearsenal Wahlstedt untergebracht. Ausgestellt sind dort unter anderem Exponate aus der aktiven Zeit des Marineartilleriearsenals. Zudem wird in einem Bereich des Zentrums der Menschen gedacht, die zwangsweise in Wahlstedt arbeiten mussten. Das Gebäude steht seit 2014 unter Denkmalschutz. Träger ist das Heimat- und Handwerksmuseum Wahlstedt.

Bildung

Ausstellungen

Im Informations- und Dokumentationszentrum sind auf circa 200 Quadratmetern mehrere Dauerausstellungen zu sehen: „Das Marineartilleriearsenal und seine Bedeutung von 1939–1945“, „Flucht und Vertreibung. Leben in Lagern in der Nachkriegszeit“ sowie „Industrieansetzung in Wahlstedt und erste Industrieerzeugnisse ab 1947“ und die „Umschulungswerkstätten von 1947–1954“.

Führungen

Auf Nachfrage und Vereinbarung finden Führungen für Gruppen, Schulklassen und Einzelpersonen entlang des Geschichtsfades und durch das Informations- und Dokumentationszentrum statt.

Workshops und Seminare

Vor Ort können aufgrund fehlender Heizung und Toiletten bislang keine längeren Veranstaltungen stattfinden.

Barrierefreie Angebote

Der Geschichtspfad ist barrierefrei, das Zentrum noch nicht.

Regelmäßige Veranstaltungen

Das Dokumentationszentrum beteiligt sich jedes Jahr am Tag des offenen Denkmals und am Tag des offenen Museums.

Informationsmaterialien zur Vorbereitung eines Besuchs

Ein Flyer zum Geschichtspfad ist beim Heimat- und Handwerksmuseum Wahlstedt und der VHS Wahlstedt erhältlich ebenso wie der der Film: Zeitzeugen erinnern sich: Ein Rückblick auf das Arsenal und die Zeit des Aufbaus nach dem Kriege, Film von J. Müller unter Mitwirkung von Angelika Remmers und Timo Lumma, 2009

Literatur: Angelika Remmers: Das Marineartilleriearsenal im Wandel der Zeit. Eine Dokumentation, Wahlstedt 2016; Gisela Schwarze: Die Sprache der Opfer. Briefzeugnisse aus Russland und der Ukraine zur Zwangsarbeit als Quelle der Geschichtsschreibung, Essen 2005

Praktische Informationen
Praktische Informationen

Informations- und Dokumentationszentrum Marineartilleriearsenal
Waldstraße 101

Kontakt und Anmeldung über:
Volkshochschule Wahlstedt e.V.
Waldstraße 1
23812 Wahlstedt

Tel.: 04554-5912
Fax: 04554-703132

vhs.wahlstedt@t-online.de
www.wahlstedt.de/stadt-wahlstedt/geschichte-traditionen/dokumentationszentrum
http://www.museum-wahlstedt.de/wb/pages/museum-ueberblick/geschichtspfad.php

Öffnungszeiten

Das Informations- und Dokumentationszentrum ist nur nach Anmeldung bei der VHS Wahlstedt e.V. zu besichtigen. Der Geschichtspfad ist öffentlich begehbar.

Eintritt

Preis nach Vereinbarung und Umfang der Führung

Anfahrt mit PKW

Parkplätze sind vor Ort vorhanden

Anfahrt mit ÖPNV

Bis Bahnhof Wahlstedt mit RB 82, von dort ca. 15 Min. zu Fuß

Termine
Termine

Termine

Zur Zeit keine Termine vorhanden, schauen Sie bitte in ein paar Tagen noch einmal vorbei.

News
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