Jüdisches Museum
Seit 1692 durften sich jüdische Menschen in Rendsburg aufgrund eines Privilegs des dänischen Königs Christian V. niederlassen. Daher wurde die Stadt unter dänischer Herrschaft neben Altona, Glückstadt und Friedrichstadt auch als „Toleranzstadt“ oder „religiöse Freistätte“ bezeichnet. Südlich der Stadt in Westerrönfeld wurde 1695 ein jüdischer Friedhof angelegt, der bis heute erhalten ist. In der Rendsburger Prinzessinstraße entstand 1732 eine erste Synagoge, von der aber keine baulichen Spuren überliefert sind. Dazu gehörte ab 1756 eine Talmud-Tora-Schule für Erwachsene, die im 19. Jahrhundert in eine Elementarschule für jüdische Kinder umgewandelt wurde und heute als Ausstellungsraum dient. Unmittelbar neben der Schule wurde 1844/45 die Synagoge gebaut, die bis heute erhalten ist. Die Gemeinde zählte zu diesem Zeitpunkt ungefähr 300 Mitglieder.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden jüdische Menschen anderen Bürgern rechtlich und politisch weitgehend gleichgestellt. Mit der sogenannten Emanzipation war auch die Niederlassungsfreiheit verbunden. Viele Menschen verließen daraufhin die Toleranzstädte und zogen in größere, wirtschaftlich attraktivere Städte wie Kiel, Lübeck und Hamburg. Dadurch wurde die jüdische Gemeinde in Rendsburg im Laufe der Jahrzehnte immer kleiner. 1933 lebten nur noch 30 Gemeindemitglieder in der Stadt. Während der Novemberpogrome 1938 schändeten SA-Männer die Synagoge und zerstörten mit einem Sprengstoffanschlag den Toraschrein. Im Zuge der „Arisierung“ wurde die Synagoge im gleichen Jahr noch verkauft und danach jahrzehntelang als Fischräucherei genutzt. 1942 sollte der letzte Gemeindevorsteher Julius Magnus zusammen mit seiner Frau deportiert werden. Daraufhin nahmen sich beide das Leben. Damit gab es die Jüdische Gemeinde Rendsburg nach 250 Jahren nicht mehr.
Ende der 1970er-Jahre geriet die ehemalige Synagoge wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Mit Unterstützung von Stadt und Land restauriert und zum historischen Baudenkmal deklariert, wurde dort 1985 das Kulturzentrum Dr.-Bamberger-Haus eingerichtet und 1988 das Jüdische Museum Rendsburg als einziges seiner Art in Norddeutschland eröffnet. Seit 2002 ist es Teil der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf.
Die Einrichtung versteht sich als Museum, als historisches Baudenkmal und als Gedenkort. Die ehemalige Synagoge ist das älteste und besterhaltene Baudenkmal für das einstige jüdische Leben in Schleswig-Holstein und somit der einzige Ort im Land, der umfassend über jüdische Geschichte, Religion, Identität und Kultur informiert. Das Jüdische Museum wird aktiv durch einen engagierten Freundeskreis unterstützt.
Ausstellungen
Es können der historische Betsaal, die Frauenempore und die Mikwe (das rituelle Tauchbad) besichtigt werden. Hinzu kommen drei Dauerausstellungen:
Jüdische Identität und Religion: Viele Themen werden interaktiv vermittelt, einige auch spielerisch – speziell für Kinder und Jugendliche
Die Geschichte der Juden in Schleswig-Holstein: Ein Schwerpunkt ist die Verfolgung und Ermordung der Juden in Schleswig-Holstein während der NS-Herrschaft.
Kunst – von Max Liebermann bis Moissey Kogan: Die Sammlung zeigt Werke bildender Künstler, die in der NS-Zeit als Juden verfolgt wurden.
Darüber hinaus stellt das Museum in regelmäßigen Wechselausstellungen spannende und oft unbekannte Aspekte der Geschichte vor.
Seminare und Workshops
Das Museum bietet Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit jüdischer Geschichte und Kultur zu beschäftigen sowie kreativ und offen Fragen zu stellen. Die Angebote sind altersgerecht und anschaulich. Gearbeitet wird mit Biografien, Objekten und Dokumenten. Wünsche der Teilnehmer/innen zu inhaltlichen Schwerpunkten werden gerne berücksichtigt. Die Lernwerkstätten sind auch von Erwachsenen buchbar.
Für Schulklassen bietet das Museum folgende Workshops und Seminare an:
Juden in Schleswig-Holstein – Toleranz und Teilhabe? Das dreistündige Angebot zielt auf 9. bis 13. Klassen der Fächer Geschichte und Politik/Wirtschaft. Kosten: 135 EUR, zzgl. Eintritt und 1 EUR Materialpauschale.
Kindheit(en) im Nationalsozialismus: Das dreistündige Angebot richtet sich an 9. bis 13. Klassen der Fächer Geschichte und Deutsch. Kosten: 135 EUR, zzgl. Eintritt und 1 EUR Materialpauschale.
Religion zum Anfassen! Jüdische Feiertage im Jahreslauf: Das zwei- oder dreistündige Angebot für 5. und 6. Klassen der Fächer katholische und evangelische Religion kostet 95/135 EUR, zzgl. Eintritt und 1 EUR Materialpauschale.
Tradition trifft Moderne! Jüdische Feiertage im Jahreslauf: Das dreistündige Angebot ist geeignet für 8. bis 13. Klassen der Fächer katholische und evangelische Religion sowie Philosophie. Kosten: 135 EUR, zzgl. Eintritt und 1 EUR Materialpauschale. Die Teilnehmer/innen sollten, falls vorhanden, Smartphones mitbringen.
Führung
Die Dauerausstellungen sowie das historische Synagogengebäude sind die Themen der einstündigen Überblicksführung. Kosten: 55 EUR, zzgl. Eintritt.
Archiv und Bibliothek
Ein umfangreiches Archiv zur Geschichte von Jüdinnen und Juden in Schleswig-Holstein steht für wissenschaftliche Forschungen nach Absprache zur Verfügung. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, die Museumsbibliothek zu nutzen, die rund 4.500 Bände zum Judentum umfasst.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das Jüdische Museum organisiert jedes Jahr im November die Veranstaltungsreihe „Novembertage“. Im Rahmen des Begleitprogramms von Wechselausstellungen finden Konzerte, Lesungen, Vorträge und Kinofilme statt.
Informationsmaterialien zur Vorbereitung eines Besuchs
Basisinformationen bietet die Website des Museums in deutscher, englischer und dänischer Sprache. Zudem stehen Flyer mit allgemeinen Informationen des Museums in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.
Jüdisches Museum
Prinzessinstraße 7–8
24768 Rendsburg
Leitung: Jonas Kuhn
Information, Reservierung, Buchung: 04331-440430
E-Mail: service@landesmuseen.sh
Web: www.landesmuseen.sh
Öffnungszeiten
Di–So 12:00–17:00 Uhr
Montags geschlossen
Für Schulklassen ist nach Absprache auch ein Besuch am Vormittag möglich.
Eintrittspreise
Einzelpersonen:
- Erwachsene: 5 EUR
- Ermäßigt: 4 EUR
- Kinder/Jugendliche: 3 EUR
Gruppen:
- Familie: 11 EUR
- Schulklassen: 1 EUR/Person
- Gruppen ab 20 Personen: 4 EUR/Person
- Gruppen ab 30 Personen: 3 EUR/Person
Anfahrt mit PKW
In unmittelbarer Nähe und auf dem Paradeplatz befinden sich Parkplätze.
Anfahrt mit ÖPNV
Vom Bahnhof Rendsburg ist das Museum in circa fünf Minuten zu Fuß erreichbar.
Termine
Zur Zeit keine Termine vorhanden, schauen Sie bitte in ein paar Tagen noch einmal vorbei.