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KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch

Die Luftwaffe nutzte die „Kaltenkirchener Heide“ zur Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg, baute dort ab 1938 einen Militärflugplatz und errichtete entlang der Reichsstraße 4 (jetzt Bundesstraße 4) zudem in den Jahren ab 1939 große Lagerkomplexe. Während des Krieges wurden Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter*innen auf dem Flugplatz zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Vom Spätsommer 1944 bis April 1945 betrieb die SS im Auftrag der Luftwaffe im nördlichsten Barackenkomplex das Außenlager Kaltenkirchen des KZ Neuengamme mit einer Kapazität von circa 500 Häftlingen. Die KZ-Häftlinge mussten die bestehende Landebahn verlängern, damit der neue Düsenjäger Messerschmidt 262 eingesetzt werden konnte. Die SS hatte das Kommando im KZ-Außenlager in Springhirsch, das Wachpersonal bestand aus älteren und nicht mehr fronttauglichen Soldaten, zuletzt zwei SS-Offizieren und 84 Wehrmachtsangehörigen. 

Die Gefangenen des Lagers stammten mehrheitlich aus der Sowjetunion, Frankreich und Polen. Sie mussten täglich elf Stunden Zwangsarbeit verrichten. Durch die Schwerstarbeit, die mangelhafte Versorgung und die oft brutale Behandlung förderte die SS bewusst das massenhafte Sterben der Häftlinge. Keiner der Täter wurde jemals zur Verantwortung gezogen.

Fast alle ausländischen Toten des KZ-Außenlagers Kaltenkirchen wurden im nahegelegenen Moorkaten verscharrt. Die toten KZ-Häftlinge aus dem deutschen Reichsgebiet wurden hingegen auf dem Gemeindefriedhof in Kaltenkirchen in Einzelgräbern bestattet. Von den Opfern sind 192 namentlich bekannt.

Bis in die 1960er-Jahre dienten die Baracken unter anderem als Unterkünfte für deutsche Flüchtlinge aus dem Osten. Anfang der 1970er-Jahre wurden die letzten Gebäude abgerissen. Das KZ und seine Geschichte gerieten in der Nachkriegszeit weitgehend in Vergessenheit. Erst der Regionalhistoriker Gerhard Hoch erforschte die Lagergeschichte seit den 1970er-Jahren systematisch. Gegen diese Forschungen und die Aufdeckung der im KZ-Außenlager begangenen Verbrechen hat es erhebliche Widerstände aus der Bevölkerung und der kommunalen Politik gegeben. Das kann als exemplarisch für die Weigerung vieler Schleswig-Holsteiner gelten, sich mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Ab 1994 begann eine planmäßige Suche nach Spuren des Lagers am historischen Ort. 1999 gründete sich der Trägerverein KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch e.V. Er hat die KZ-Gedenkstätte im Jahr 2000 eröffnet und machte sie zu einem inzwischen öffentlich anerkannten Ort der Erinnerung, des Gedenkens, der Information und des Lernens.

Bildung

Ausstellungen

Im Dokumentenhaus ist die Dauerausstellung „Das KZ-Außenkommando Kaltenkirchen“ zu sehen. Sie informiert über die Ereignisse im Lager vom Spätsommer 1944 bis April 1945 und den Umgang mit dem Gelände sowie der Erinnerung nach Kriegsende. Derzeit wird eine neue Ausstellung vorbereitet.

Die Gedenkstätte bietet zudem auch Sonderausstellungen an, zum Beispiel im Rahmen von Schulprojekten.

Filme

Zur Geschichte des KZ-Außenlagers und der Häftlinge können sich Besucher*innen zwei Filme anschauen: „Vergessene Lager – Das Außenlager Kaltenkirchen/Springhirsch“ (Realschule Kellinghusen, 2004) und ein Interviewfilm mit dem früheren Häftling Pierre Vignes (KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen, 2019).

Führungen

Das Außengelände der KZ-Gedenkstätte ist jederzeit frei zugänglich. Kostenfreie Führungen in deutscher und englischer Sprache auf dem Außengelände und im Dokumentenhaus sowie das gewünschte pädagogische Angebot können nach vorheriger Abstimmung jederzeit vereinbart werden.

Workshops und Seminare

Im Dokumentenhaus befindet sich ein Seminarraum, in dem Gruppen mit bis zu 30 Personen gemeinsam arbeiten können. Für kleinere Gruppen ist dies auch im Eingangsbereich, im Containerhaus und bei gutem Wetter an Tischen im Außenbereich möglich. Nach Abschluss eines Erweiterungsbaus werden die Rahmenbedingungen für die pädagogische Arbeit mit Gruppen ab 2021 deutlich verbessert sein.

Archiv und Bibliothek

Im Dokumentenhaus liegt eine Reihe von Publikationen zur Einsicht oder zum Verkauf aus. Außerdem sind dort über 60 Aufsätze zur Geschichte des Lagers, zu den persönlichen Schicksalen einzelner ehemaliger Häftlinge und der Nachkriegsgeschichte in der Region einzusehen. Kopien der Aufsätze gibt die Gedenkstätte gegen ein kleines Entgelt ab.

Die KZ-Gedenkstätte besitzt umfangreiche Archivmaterialien über die Zeit von 1933 bis 1945, über die Geschichte des KZ-Außenlagers und die Nachnutzungen des Geländes nach 1945. Zudem verwahrt die KZ-Gedenkstätte den Nachlass des Historikers Gerhard Hoch. Die Unterlagen des Archivs können auf Anfrage eingesehen werden.

Barrierefreie Angebote

Die Anlage ist barrierefrei und verfügt über eine während der Öffnungszeiten zugängliche behindertengerechte Toilette.

Regelmäßige Veranstaltung

Der Trägerverein der Gedenkstätte richtet eine jährliche Gedenkveranstaltung zum 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, im Ratssaal der Stadt Kaltenkirchen aus, die von Schüler*innen des Gymnasiums Kaltenkirchen gestaltet wird.

Informationsmaterialien zur Vorbereitung eines Besuchs

Die Webseite bietet Informationen zum KZ-Außenlager und über die NS-Zeit sowie Aufsätze und Literaturhinweise. Flyer für den Rundgang sind in einer Box im Außengelände verfügbar. Grundinformationen zur NS-Zeit in der Region und zur Geschichte des KZ-Außenlagers liegen in Englisch, Französisch, Russisch, Polnisch, Niederländisch und Dänisch vor.

Literatur (auch in der Gedenkstätte zu erwerben): Gerhard Hoch: Zwölf wiedergefundene Jahre. Kaltenkirchen unterm Hakenkreuz, Norderstedt 2006; Jürgen Gill: Der lange Winter in Springhirsch. Das KZ-Außenkommando Kaltenkirchen, Neumünster 2008; Helge Buttkereit: Verdrängen, Vergessen, Erinnern. Ein Wegweiser zu den Gedenkorten an die Opfer der NS-Zeit im Kreis Segeberg, Seedorf bei Bad Segeberg 2017.

Zielgruppen

Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit liegt in der Zusammenarbeit mit Schulen aus der Region („Peer-to-peer-teaching – Schüler lehren Schüler“). Die KZ-Gedenkstätte in unmittelbarer Nähe zu den Wohnorten der Schüler*innen zeigt eindringlich, dass die NS-Verbrechen nicht nur weit entfernt in Auschwitz oder Buchenwald stattgefunden haben, sondern „vor aller Augen“ auch in der Nachbarschaft. Schüler*innen können auch bei der Gestaltung und Pflege der Außenanlagen der KZ-Gedenkstätte aktiv und konkret mithelfen.

Praktische Informationen
Praktische Informationen

KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch
24568 Nützen, Ortsteil Springhirsch, an der Bundesstraße 4

Anfrage@KZ-Kaltenkirchen.de
www.kz-gedenkstaette-kaltenkirchen.de

Tel.: 04191-723428

Leitung: Marc Czichy (mc@kz-kaltenkirchen.de)
Gedenkstättenpädagogik: Thomas Tschirner (schulen@kz-kaltenkirchen.de)

Öffnungszeiten

Vom 01.11.–28.02.: Di–Sa 10.00–16.00 Uhr
Vom 01.03.–31.10.: Di–So 10.00–18.00 Uhr
Sonn- und feiertags vom 01.03–31.10.: 11.00–17.00 Uhr

Eintritt frei

Die Gedenkstätte freut sich jedoch über jede Spende:

Trägerverein der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen
Bankverbindung: IBAN: DE 39 2305 1030 0025 0276 20
BIC: NOLADE21SHO, Sparkasse Südholstein

Anfahrt mit PKW/Fahrrad

Die KZ-Gedenkstätte befindet sich in Nützen im Ortsteil Springhirsch unmittelbar an der Bundesstraße 4 (ohne eigene Hausnummer). Ein Parkplatz ist vorhanden. 

Anfahrt mit ÖPNV

Eine Anfahrt per ÖPNV ist aktuell leider nicht möglich.

Termine
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Termine

Zur Zeit keine Termine vorhanden, schauen Sie bitte in ein paar Tagen noch einmal vorbei.