Suche

Gruppe der Kaiser-Karl-Schule in Itzehoe gewinnt Wettbewerb für Schüler*innen 2022 „EURE Erinnerung“

Die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten (BGSH) hat am 23. Juni 2022 im Hohen Arsenal in Rendsburg einer Gruppe von Schüler*innen der Kaiser-Karl-Schule Itzehoe den Siegerpreis des Wettbewerbs „EURE Erinnerung“ verliehen. Die Schüler*innen haben mit einem Audioguide zum Mahnmal Itzehoe an dem Wettbewerb teilgenommen und überzeugten die Jury mit ihrem kreativen und mutigen Beitrag. Der Siegerpreis ist mit 1.000 Euro dotiert.

Eine Gruppe von Schüler*innen der Gemeinschaftsschule Meldorf hat den Sonderpreis in Höhe von 500 Euro für ein Lagerrelief aus Ton zur Gedenkstätte Gudendorf erhalten.

Prof. Dr. Karl Heinrich Pohl, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der BGSH und Sprecher der Jury, begründete die Preisvergabe an die Schüler*innen der Kaiser-Karl-Schule in seiner Laudatio: „Inhaltlich ist mit diesem Ansatz eine glänzend inszenierte Geschichte des Itzehoer Mahnmals in all seinen verschiedenen Facetten, in den verschieden historischen Zeiten und in seiner Bedeutung bis in die Gegenwart entstanden. Es entfaltet sich dabei ein kleines historisches Panorama seit seiner Aufstellung im Jahre 1946. Man taucht in die Geschichte ein – der kritische Blick aber bleibt dabei erhalten.“

Das Lagerrelief aus Ton mit Bronze-Glasur der Schüler*innen der Gemeinschaftsschule Meldorf ist am 7. Mai im Rahmen einer Gedenkveranstaltung auf der Gedenkstätte Gudendorf enthüllt worden. „Damit stellt das Relief auch in Zukunft einen bleibenden, einen wirklich konkreten und nicht mehr zu übersehenden Beitrag zur dortigen Gedenkstätte dar – was die Jury besonders überzeugt hat,“ so Karl Heinrich Pohl zur Begründung der Preisvergabe.

Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, begrüßte in ihrem digitalen Grußwort die Verknüpfung der Schulen mit den Gedenkstätten: „Der Wettbewerb ‚EURE Erinnerung‘ kann schulische Arbeit inspirieren und fortführen und junge Menschen zu außerunterrichtlichem Engagement motivieren. Der direkte Austausch mit den Gedenkstätten gibt weitere Impulse und Anregungen. Gedenkstätten sind – nicht nur, aber auch – wertvolle außerschulische Bildungsorte, die den schulischen Bildungsauftrag wesentlich unterstützen können. Deshalb danke ich der Bürgerstiftung für diesen Impuls zur Verbindung von schulischem und außerschulischem Lernen.“

Prof. Dr. Dres. h.c. Gerhard Fouquet, Vorstandsvorsitzender der BGSH, betonte in seiner Begrüßung die Wichtigkeit von Projekten mit Schüler*innen: „In der kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Verbrechen des Nationalsozialismus hat Deutschland nach 1945 sich immer wieder demokratischer und humaner Wertmaßstäbe versichert. Die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten unterstützt mit ihrer Arbeit dieses Ziel nachhaltig. Besonders mit dem Schüler*innenwettbewerb ‚EURE Erinnerung‘ wollen wir junge Menschen zu dieser Auseinandersetzung und damit auch zu aktivem Handeln anregen und für aktuelle Herausforderungen sensibilisieren. Denn drängende Probleme der Gegenwart wie Antisemitismus, Rassismus und politischer Extremismus bedrohen Menschen und Minderheiten – und unsere demokratischen Freiheiten.“

Gruppe von Schüler*innen der Kaiser-Karl-Schule Itzehoe erhält den Siegerpreis

Zehn Schüler*innen des Geschichtsprofils der 10. Klasse der Kaiser-Karl-Schule Itzehoe haben gemeinsam den Audioguide und eine dazugehörige mit Bleistift gezeichnete Collage entwickelt und gestaltet. Im Mittelpunkt steht das Mahnmal Itzehoe, das erste Mahnmal Nordeuropas für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Schüler*innen haben sich, unterstützt von dem Journalisten und Autor Michael Legband, intensiv mit der Geschichte des Mahnmals und dessen Initiator Gyula Trebitsch beschäftigt und mehrere Audioguides über das Mahnmal erstellt. Aus diesen haben sie einen für den Wettbewerb ausgewählt und weiterbearbeitet. Entstanden ist ein bemerkenswerter Audioguide, in dem das Mahnmal Itzehoe aus der Ich-Perspektive die eigene Geschichte erzählt. Die Jury lobt vor allem die große Kreativität und die erkennbare Eigenleistung der Schüler*innen. „Dieser Perspektivwechsel, das Mahnmal gewissermaßen als Subjekt des Gedenkens ins Leben zu rufen, ist nicht nur überraschend, sondern auch höchst fruchtbar. Der Perspektivwechsel lädt – wegen seines Überraschungseffektes – von vornherein zum Denken an. Der Ansatz ist einfach ungewöhnlich, gewissermaßen auch ein Stolperstein“, so Karl Heinrich Pohl in seiner Laudatio.
In der Jurysitzung wurde besonders positiv hervorgehoben, dass der Audioguide am Mahnmal per QR-Code öffentlich zugänglich gemacht werden soll. Die ausgesprochen gute Sprecherin aus den Reihen der Schüler*innen und die handwerklich sehr gut gelungene Zeichnung runden den Audioguide ab.

In ihrer Bewerbung merken die Schüler*innen selbstkritisch an, dass sie vor Beginn des Projektes das Mahnmal in Itzehoe selbst kaum wahrgenommen hätten, obwohl sie teilweise täglich auf ihrem Schulweg daran vorbeikommen. Erst durch das Arbeiten an den Audioguides hätten sie die Bedeutung dieses Ortes verinnerlicht: „Insbesondere die Botschaften für die Freiheit, welche in den Steintafeln eingemeißelt sind, bleiben von ewiger Bedeutung! Und unser Audioguide soll diese Botschaften in die Welt tragen und den Zuhörern und Zuhörerinnen den Zugang zum Mahnmal erleichtern, denn nur wer das Mahnmal versteht, kann auch seine Bedeutung schätzen“, so die Schüler*innen in ihrer Bewerbung zum Wettbewerb „EURE Erinnerung“.

Gruppe von Schüler*innen der Gemeinschaftsschule Meldorf erhält den Sonderpreis

An der Entwicklung und Umsetzung des Lagerreliefs waren insgesamt 15 Schüler*innen des Wahlpflichtunterrichts „Gestalten“ der 10. Klasse der Gemeinschaftsschule Meldorf beteiligt. Die Schüler*innen haben sich intensiv mit der Geschichte und dem Aufbau des ehemaligen Lagers für sowjetische Kriegsgefangene auseinandergesetzt, unter anderem mit Hilfe der Grundlagenstudie von Verena Meier „Das Lager und die Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in Gudendorf“ (2021 erschienen in der Schriftenreihe der BGSH). Unterstützt durch den Bildhauer Frank Speth haben die Schüler*innen eigene Ideen entwickelt und das Lagerrelief aus Ton entworfen und gestaltet.
Für die Jury war ein entscheidendes Kriterium für die Vergabe des Preises, dass das Modell aus Ton mittlerweile auf der Gedenkstätte zu sehen ist und somit fester Bestandteil der Bildungsarbeit vor Ort wird. Die konkrete Auseinandersetzung mit Gedenk- und Erinnerungsorten in Schleswig-Holstein stellt unter anderem ein Ziel der Ausschreibung des Wettbewerbs dar. Dieser Ansatz und die Zusammenarbeit der Schüler*innen mit der Gedenkstätte sollen gewürdigt werden. Da das Originalmodell die Größenvorgaben in der Ausschreibung überschreitet, hat der Vorstand der BGSH auf Empfehlung der Jury erstmals einen Sonderpreis vergeben. 

Informationen zum Wettbewerb:

Im Mittelpunkt des Wettbewerbs steht die Auseinandersetzung der Schüler*innen mit der Zeit des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein. Insgesamt fünf verschiedene Gruppen haben ganz unterschiedliche und eindrucksvolle Beiträge eingereicht. Die Projekte reichen von künstlerischen Arbeiten über Podcasts, einem Audioguide, einem Theater- und Filmprojekt bis hin zur Erstellung einer Website. Beteiligt haben sich Schüler*innen der Geestlandschule Kropp, der Gemeinschaftsschule Meldorf, der Kaiser-Karl-Schule in Itzehoe, der Cesar-Klein-Schule Ratekau und des Ostsee-Gymnasiums Timmendorfer Strand sowie des Gymnasiums Kaltenkirchen.

Eine unabhängige Jury, bestehend aus Expert*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen, hat über die Preisvergabe entschieden.
Bei der Preisverleihung im Hohen Arsenal in Rendsburg am 23. Juni 2022 standen die Schüler*innen und ihre Projekte im Mittelpunkt. Im Rahmen eines Gallery Walks ist die Moderatorin Mirjam Gläser mit den Schüler*innen ins Gespräch gekommen und hat sie zu ihren Gedanken und Ideen hinter den Projekten befragt.

Im Jahr 2020 hat die BGSH erstmals den Wettbewerb für Schüler*innen zum Thema „EURE Erinnerung“ ausgeschrieben, die nächste Ausschreibung erfolgt zu Beginn des Schuljahres 2023/24. In der Gestaltung der Beiträge waren die Schüler*innen ganz frei – der Wettbewerb ist sowohl für sachlich-dokumentarische Arbeiten als auch für künstlerische Ansätze offen.
Der Wettbewerb für Schüler*innen findet im jährlichen Wechsel mit der Ausschreibung des Wissenschaftspreises statt.

Foto: Harald Schmid