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Neuer Gedenkstätten-Wegweiser Schleswig-Holstein

Die Publikation kann über die Geschäftsstelle der Bürgerstiftung gegen eine Schutzgebühr von 5 EUR bezogen werden. Sie ist auch in den einzelnen Gedenkstätten, beim Landesbeauftragten für politische Bildung sowie in diversen Museen und Tourist-Informationen erhältlich. Die Online-Fassung des Wegweisers kann hier heruntergeladen werden.

In Schleswig-Holstein wird an vielen Orten an die Herrschaft und Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert. Meist an den historischen Orten des Geschehens gelegen, vergegenwärtigen diese Gedenkstätten, Erinnerungs- und Lernorte eine Vergangenheit, die zwar über 75 Jahre zurückliegt, aber untrennbar mit der gewachsenen politischen Kultur Deutschlands verbunden ist. Das Schicksal von Opfern der NS-Diktatur ebenso dokumentierend wie Biografien von Tätern, erzählen diese Orte auch die Geschichte der schwierigen Auseinandersetzung mit der Zeit des „Dritten Reiches“ seit 1945. Die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten (BGSH) hat nun erstmals eine ausführliche Übersicht zu den hiesigen Erinnerungsorten vorgelegt.

Stiftungsratsvorsitzende Ministerin Karin Prien betonte den besonderen Wert eines solchen Gedenkstätten- Wegweisers: „Wir haben gerade in den vergangenen Jahren – als sich erst das Ende des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal jährte, wir 2019 dem Anfang und 2020 dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Einheit gedachten – wieder festgestellt, wie wichtig eine Erinnerungskultur an authentischen Orten ist. Mit diesem Wegweiser können wir uns über die beeindruckende Arbeit informieren. Er lädt uns in die Gedenkstätten ein, denn dort wird Erinnerung lebendig – ob durch den Ort, an dem Geschichte stattgefunden hat, oder durch Gespräche mit Zeitzeugen. Es gehört zu unserer gemeinsamen Pflicht – gerade in Zeiten, in denen wir uns leider wieder mit Antisemitismus und Rechtsextremismus beschäftigen müssen –, dass wir diese Zeit des Schreckens nicht vergessen dürfen. Wir müssen jungen Menschen vermitteln, welche Macht und welche menschlichen Schicksale sich hinter jedem Terror-Regime verbergen.“

„Diese Übersicht zu den Erinnerungsorten mit Bildungsangeboten in Schleswig-Holstein ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Gedenkstättenlandschaft“, sagt Professor Gerhard Fouquet, Vorsitzender des Vorstands der BGSH. „Der Wegweiser dokumentiert die Vielfalt des Erinnerns an historischen Orten der NS-Verbrechen und vermittelt einen starken Eindruck von dem jahrzehntelangen Engagement von Vereinen, Initiativen, Kirchen, Kommunen und vielen Einzelpersonen. Mit dieser Publikation hoffen wir, die öffentliche Wahrnehmung dieser für unser Land so wichtigen Orte der historisch-politischen Bildung nachhaltig zu verstärken und möglichst viele Menschen, insbesondere der jungen Generationen, dafür zu interessieren.“

Ahrensbök, Glückstadt, Ladelund, Nützen, Schwesing, Wedel – wer weiß schon, dass das nationalsozialistische Regime auch in diesen schleswig-holsteinischen Gemeinden Konzentrationslager einrichten ließ? Wer weiß schon, dass hier tausende Menschen aus halb Europa ihrer Freiheit beraubt, gedemütigt, geschunden und oft ermordet wurden? Diese vormaligen Lager in Schleswig-Holstein sind weitaus weniger bekannt als die großen, auch international bedeutsamen Terrorstätten wie Bergen-Belsen, Buchenwald oder Dachau und die Vernichtungslager in Auschwitz und Belcec.

An den „authentischen“ Orten nationalsozialistischer Verfolgung und Gewalt hat sich in Schleswig-Holstein insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten eine vielfältige „Gedenkstättenlandschaft“ von Akteuren, Orten gestalteter Erinnerung und aktiver Bildungsarbeit herausgebildet: Vereine und Initiativen, Kirchen, mitunter Kreise und Kommunen tragen die Einrichtungen, in denen Ehrenamtliche und Hauptamtliche arbeiten und Geschichten sehr unterschiedlicher Orte und Leidenswege erzählen und vielfältig vermitteln.

Darüber informiert der nun veröffentlichte Wegweiser, der so erstmals für Schleswig-Holstein vorgelegt wird. Er soll Interesse wecken für das Thema der Erinnerungskultur und idealerweise dazu anregen, den einen oder anderen historischen Ort aufzusuchen. Denn inzwischen gibt es so viele Gedenkstätten und kleinere gestaltete Erinnerungsorte, dass der Überblick zusehends schwierig geworden ist. Der Wegweiser zu diesen Orten versteht sich daher als ein Lotse durch eine vielgestaltige Topografie des Erinnerns.

Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten (Hrsg.): Gedenkstätten und Erinnerungsorte zur Geschichte des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein. Wegweiser und Bildungsangebote, Redaktion: Dr. Harald Schmid, Rendsburg 2020, 114 Seiten.