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Rechtsextreme stören Gedenken an die Opfer der NS-Verbrechen: Gedenkstätten in Schleswig-Holstein stellen sich gegen Hass und Demokratiefeinde

Am Abend des 27. Januar hat sich die Gedenkstätte Ahrensbök (Kreis Ostholstein) an der bundesweiten Aktion #LichterGegenDunkelheit beteiligt, mit der viele Gedenkstätten, Lern- und Erinnerungs­orte ebenso wie Initiativen anlässlich des Internationalen Gedenktages an die Opfer des Holocaust diese Verbrechen öffentlich vergegenwärtigen. Die Gedenkstätte Ahrensbök hatte zu einem Online-Vortrag des Historikers und Zeitzeugen Prof. Dr. Jörg Wollenberg eingeladen. Diese Veranstaltung wurde von einer sechsköpfigen Gruppe, der es gelang sich einzuloggen, mehrfach so massiv und drastisch mit Neonazi-Parolen, -Fotos und -Videos gestört, dass der Vortrag zum Gedenktag zweimal unterbrochen werden musste.

Die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten (BGSH) und die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein (LAGSH) sind empört über die Tatsache und die Form der Störung. Wir wenden uns mit Nachdruck gegen diesen Versuch der Verhinderung des Gedenkens der NS-Opfer und unterstützen die Gedenkstätte Ahrensbök und ihren Trägerverein in jeder Hinsicht. Wir hoffen, dass die Täter gefunden und zur Verantwortung gezogen werden. Darüber hinaus appellieren wir an den Kreis Ostholstein und die Landesregierung, angesichts dieser rechtsextremen Taten der Gedenkstätte Ahrensbök ihren Schutz und ihre Unterstützung zu gewähren.

Dieser für Schleswig-Holstein im Feld der Erinnerungskultur einzigartige Vorfall macht erneut deutlich, wie verroht und demokratiefeindlich der rechtsextreme Rand der Gesellschaft agiert. Gegen diesen Hass engagieren wir uns mit aller Entschiedenheit, auch in unserer Förder- und Bildungsarbeit. Die Störaktion zeigt auch, welchen gesellschaftlichen Stellenwert Gedenkstätten zur Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus haben – sie sind die maßgeblichen historischen Orte, an denen über die Verbrechen, die Opfer und die Täter aufgeklärt und so eine selbstkritische politische Kultur gepflegt wird, insbesondere auch für junge Menschen. Wir schützen und fördern diese Orte, auch gegen ihre hasserfüllten Feinde, und setzen uns besonders dafür ein, dass Gedenkstätten noch mehr gestärkt werden als generationenübergreifende Lernorte zur Auseinandersetzung mit dem historischen Scheitern von Demokratie und aktuellen Bedrohungen. Denn diese Gedenkorte zu schützen heißt auch, unsere Erinnerung an den deutschen Zivilisationsbruch, die daraus erwachsende Verantwortung und unsere freiheitlich-rechtsstaatliche Demokratie zu schützen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Fouquet
Vorstandsvorsitzender der BGSH

Uta Körby
Vorstandsvorsitzende der LAGSH

 

Bild: die Gedenkstätte Ahrensbök (Foto: Henrik Matzen)