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Fotoausstellung

„Unten. Im Keller.“ Eine Fotoausstellung von Karen Meyer-Rebentisch zu den Verhörzellen der Gestapo in Lübeck

23. Juni 2023 - 12. August 2023 / 11:30 - 13:00 Uhr

Im Keller des Lübecker Zeughauses befanden sich während der NS-Zeit die Verhörzellen der Gestapo. Mit einer Fotoausstellung im Stadtraum soll dieser Ort und das dortige Geschehen öffentlich sichtbar gemacht werden, das bisher vor allem einem engagierten Fachpublikum bekannt ist.

Das Zeughaus an der Parade hat im Laufe der letzten Jahrhunderte eine wechselhafte Nutzung erfahren. Derzeit sind dort die völkerkundliche Sammlung des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte sowie ein Magazin des Stadtarchivs untergebracht. Es ist nicht regelmäßig öffentlich zugänglich.
1922 war dort das Polizeiamt eingezogen. Während des Nationalsozialismus befand sich im Gebäude das Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei. Im Untergeschoss wurden Verhör- und Verwahrzellen eingerichtet. Sie waren für viele Gegner des Systems eine erste Durchgangsstation auf dem Weg in die Konzentrationslager. Augenzeugen haben von Folterungen berichtet, die sie im Zeughaus erlitten haben.
Während seit 1986 draußen zwischen dem Zeughaus und dem Haus der Kulturen eine zentrale Gedenkstätte an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert, ist der Ort des Leidens im Keller des Zeughauses in fast unveränderten Zustand erhalten. Seit Jahren bemühen sich verschiedene Einrichtungen und Initiativen darum, dass der Ort öffentlich zugänglich und in ein erinnerungskulturelles Konzept der Stadt einbezogen wird.

Das Fotoprojekt:
Es geht um eine Sichtbarmachung des Ortes, die über eine rein dokumentarische Bestandsaufnahme und wissenschaftliche Erschließung hinausgehen soll. Dazu soll auf fotografische Spurensuche bis in kleinste Details gegangen werden. Die Fotos sollen den Ort in seinem derzeitigen Zustand zeigen (und dieser Zustand an sich erzählt ja auch eine Geschichte des Umgangs mit dem Ort) und zur Auseinandersetzung damit anregen. Bemerkenswert ist dabei in doppelter Hinsicht, dass seit mehr als einem halben Jahr kein elektrisches Licht im Keller mehr vorhanden und auch in absehbarer Zeit nicht wiederhergestellt wird. Damit ist ein öffentlicher Zugang ausgeschlossen. Die Fotografin hat mit selbst mitgebrachtem Licht gearbeitet.

Der Präsentationsort:
Für den Gedanken, Verborgenes (aus dem Keller) „nach oben“ zu holen, ist eine Ausstellung in unmittelbarer Nähe im öffentlichen Raum eine passende Lösung. Gewählt wurde der Zaun vom Parkhaus Marienkrankenhaus (direkt gegenüber). Damit wird die Ausstellung im Stadtraum sehr präsent sein, insbesondere da zum Zeitpunkt der Präsentation auch die 850-Jahr-Feier des benachbarten Doms mit vielen Veranstaltungen stattfindet.

Die Künstlerin:
Karen Meyer-Rebentisch ist Kulturwissenschaftlerin und Fotografin. Sie hat sich in ihrem Berufsleben über mehrere Jahrzehnte mit dem Thema Erinnerungskultur befasst (Geschichte des 8. Mai, Mitarbeit bei der Topographie des Terrors in den 1980er Jahren / Erinnerung an Flucht und Verbreitung als Dissertations-Thema / diverse regionale zeithistorische Ausstellungen in Lübeck / Aufbau und Leitung der Gedenkstätte Lutherkirche 2014-2022 / Dokumentation über Kriegergedenken in Lübecker Kirchen). In den letzten Jahren entwickelt sich die Fotografie immer mehr zum Mittelpunkt ihres Schaffens (Sieben Türme Kalender Lübeck 2015-2022 / mehrere Foto-Sachbücher seit 2016 / Einzelausstellungen 2015 und 2017 / Bildband Lübeck 2021 / gefördert von Neustart Kultur 2021 und vom Kulturfunken Lübeck 2021 und 2022).

 

Zur Eröffnung geben die Fotografin und der Historiker Christian Rathmer am 23. Juni um 11:30 Uhr Am Domkirchhof Lübeck-Lauerhof eine Einführung in das Konzept der Ausstellung und die Geschichte des Ortes. Zur Finissage findet vor Ort eine Podkiumsdiskussion zum Thema "Wie wollen wir uns erinnern?" statt.

Das Projekt wird getragen vom Forum Erinnerungskultur Lübeck und mit Förderung der Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung sowie der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten finanziert.

Veranstalter

Forum Erinnerungskultur Lübeck